Wie Selsinger Oberschüler mit Alltagssituationen im Ausland umzugehen lernen

Bei der Polizei in New York eine Anzeige erstatten? Und dann noch auf Englisch? Diese und andere Aufgaben lösen Achtklässler der Oberschule Selsingen mit praxisnahen Rollenspielen im „Sprachendorf“. Die Jugendlichen bewältigen diverse Situationen.
 
Von Lutz Hilken (Zevener Zeitung 22. November 2023)

Ob auf Englisch, Französisch oder Spanisch: Im „Sprachendorf“ in der Mensa der Selsinger Oberschule müssen sich die Achtklässler in der Fremdsprache beweisen. In Rollenspielen geht es darum, beim Arzt eine Verletzung zu erklären, in Geschäften einzukaufen oder im Hotel einzuchecken.
Diese und andere Alltagssituationen stehen im Blickpunkt der Aktion, die von Pädagoginnen bewertet wird. Sichtliche Freude haben die Cousinen Lina und Katharina Steffens aus Ohrel am Sprechen auf Englisch. Sie schlüpfen im New Yorker Plaza-Hotel, das mit Requisiten in der Mensa nachgestellt ist, in die Rolle einer Rezeptionistin und eines Gastes. Vom Einchecken über die Schlüsselübergabe bis hin zur Beschwerde über ein unsauberes Badezimmer liefern die beiden 13-Jährigen einen Dialog, wie er in solchen Situationen
angebracht ist. Beide haben derartige Probleme im Ausland bisher nicht in fremder Sprache lösen müssen, aber das kann natürlich noch kommen. Denn: „Ich würde gerne mal nach Amerika“, bekennt Lina Steffens.
Gleich nebenan sind Johanna Hinck aus Malstedt und Vincent Blanck aus Ohrel auf einer fiktiven Polizeistation, kümmern sich als Polizist und Bürgerin um das Erstatten einer Anzeige. Auch diese beiden Achtklässler waren bisher nicht in der von ihnen gespielten Lage, würden aber gerne mal in den englischsprachigen Raum reisen. „England wäre cool“, findet Johanna, während ihr 14-jähriger Rollenspiel-Partner die USA favorisiert.
Laut Pädagogin Jessica Rademacher, die den Fachbereich Sprachen an der Oberschule leitet, trägt die Aktion dazu bei, die Kompetenz des freien Sprechens in fremder Sprache zu fördern. „Es geht um das grundsätzliche Verständnis der Inhalte.“ Die Grammatik steht eher im Hintergrund. Interaktion und Aussprache sind wichtiger.
Ohne Scheu ins Gespräch kommen
Die Jugendlichen haben die Chance, viel zu improvisieren, eben nicht auswendig Gelerntes nachzuweisen, sondern miteinander ins Gespräch zu kommen. Jessica Rademacher freut sich über positive Rückmeldungen von Schülern, die mit Eifer bei der Sache sind und das Sprachendorf bewerten dürfen.
Nach dem Auftakt mit dem Fokus Englisch folgen Rollenspiele auf Französisch und Spanisch für Schüler mit zweiter Fremdsprache. Auch diese zeigen ihr Können an mehreren Stationen. Französischlehrerin Nicola Fischer verdeutlicht: Hier geht es nicht nur nach dem Lehrbuch, sondern „um Kommunikation und dass man die Scheu verliert“, sich in einer Fremdsprache zu verständigen.